*ChatGPT zur Erstellung von Fragebögen*
Ein Beitrag von Robert Sobotka; VdMI Vorsitzender und GF Telemark Marketing
Am 5. und 6. September veranstaltete SMILE Communication einen Kongress über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. VMÖ Mitglieder waren zu dieser Konferenz eingeladen. Ich habe an dieser Online-Konferenz teilgenommen und mir ein paar Gedanken über die Auswirkungen und die Einsatzmöglichkeiten von AI in unserer Branche gemacht.
Kurzes Fazit meiner aktuellen Einschätzung: Nach den Hypes der vergangenen Jahre um Social Networks, Big Data und Virtual Reality haben wir derzeit endlich wieder ein Thema. Bei allen Hypes befürchten die Pessimisten das Ende der klassischen Markt- und Meinungsforschung. Die Optimisten (wie ich) sehen hingegen in der neuen Technologie die Chance zur Weiterentwicklung. Derzeit wird AI in einzelnen Fachgebieten der Markt- und Meinungsforschung bereits angewendet. Für die Zukunft werden jedoch immer mehr Tools den Marktforscherinnen und Marktforschern bei ihrer Arbeit eine Hilfestellung geben. Roboter werden aber bestenfalls Junior Researcher und Assistenten werden, uns aber nicht vollständig ersetzen.
Im Anschluss an die Konferenz, die hauptsächlich den Einsatz von ChatGPT behandelt hat, habe ich versucht, ChatGPT als meinen Assistenten bei der Erstellung eines Fragebogens zu verwenden. Mit der Eingabe „Erstelle einen Fragebogen für eine Kundenbefragung einer Versicherung“ erhielt ich einen überraschend guten Erstentwurf. Unter den Fragen fand ich sogar die NPS-Frage. Nun könnte man sich damit zufriedengeben und den Fragebogen selbst weiterbearbeiten. Oder man investiert noch etwas Zeit und lässt ChatGPT den Fragebogen verbessern. Auf meinen Wunsch änderte die KI die Skalierung auf eine 10-stufige Skala. Der Fragebogen wurde auf Firmenkunden angepasst, als ich die Zielgruppe definierte. Schließlich forderte ich das System auf, bestimmte Inhalte hinzuzufügen (beispielsweise die Abfrage des Vertriebskanals und dessen Bewertung). Alles in allem hatte ich nach 5 Iterationen und 20 Minuten Zeitaufwand keinen perfekten Fragebogen, aber eine gute Grundlage zur weiteren Bearbeitung. Zumindest etwas weit Besseres als Fragebögen von durchschnittlichen Studentinnen und Studenten oder branchenunerfahrenen Auftraggeberinnen und Auftraggebern.
Ein weiterer Test: Konzeption eines Mystery Calling Projekts für einen Energieversorger. ChatGPT erstellte ebenfalls innerhalb von einer Viertelstunde und wenig Iterationen eine gute Fragebogengrundlage, entwickelte aber auch auf Nachfrage fünf sinnvolle branchenspezifische Anrufszenarien. Auf die Frage, wie viele Testcalls notwendig sind, erklärte das System wichtige Determinanten, die die Stichprobengröße beeinflussen, und riet abschließend mit 30 bis 50 Testcalls zu beginnen.
Alles in allem haben mich beide Versuche der Anwendung von ChatGPT als Fragebogenerstellungstool davon überzeugt, dass die AI-Technologie bereits derzeit eine kleine Hilfestellung sein kann. Die Entwicklung wird zunehmend besser, und damit wird die Arbeitsersparnis umso größer. Allerdings muss am Ende des Tages der Mensch mit seinen Erfahrungen den Fragebogen finalisieren und mit dem Auftraggeber abstimmen. Diesen Job wird der Roboter aus meiner Sicht niemals übernehmen können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es stellt sich abschließend die Frage, ob ich diesen Artikel tatsächlich selbst geschrieben habe oder ob dies ChatGPT war. Ihr könnt mich gerne kontaktieren, wenn ihr euch bei der Antwort unsicher seid oder über das Thema mit mir tiefergehend weiterdiskutieren möchtet. Tatsächlich gibt es ja noch viel mehr Ideen zur AI-Anwendung als nur die Fragebogenerstellung.