VMÖ-Interview mit Klaus Draskowitsch (ehem. VMÖ Kassenverwalter und Rechnungsprüfer)
Nach rund 10 Jahren ist Klaus Draskowitsch wieder in Wien. Sabine Gwiss vom VMÖ hat ihn nach seiner Rückkehr interviewt:
Welche kulturellen Unterschiede sind Dir zwischen der deutschen und österreichischen Branche aufgefallen?
Es sind mehrere Unterschiede, die mir aufgefallen sind:
Wenn eine Sitzung um 10h beginnt, sitzen in Deutschland schon 5 Minuten davor alle Teilnehmer mit gezücktem Stift am Konferenztisch.
Die vielbeschworene deutsche Gründlichkeit ist in punkto Mediaforschung nicht nur Klischee: Jede Methodenänderung wird sorgfältig vorbereitet, getestet und stückchenweise eingeführt.
Es gibt eine rege Diskussionskultur, auch im privaten Bereich. Insbesonders bei Konferenzen wurde heftig über Methodennuancen diskutiert, ohne dass es einen Zwist auf persönlicher Ebene bedeuten würde.
Was waren Deine Aufgabengebiete in Deutschland?
Als Markt- und Mediaforscher beim Außenwerbeunternehmen EPAMEDIA habe ich 2013 die Reichweitenstudie Outdoor Server Austria mit auf den Weg gebracht, dann hat mich der deutsche Fachverband Außenwerbung nach Frankfurt am Main geholt.
Dort war ich für die bundesweite Reichweitenforschung der Außenwerbung zuständig. Als Marktforscher konnte man da alle Register ziehen: CAPI, CATI, Devices, die wir verteilt haben, Tagebuchstudien, und und und. Das Forschungsniveau war sehr hoch: Es gab einen Methodenmix, und die Feldarbeit wurde auf mehrere Institute verteilt. Die Methode wurde mit eigenen Erhebungen validiert; außerdem wurde viel Wert auf fachgerechte Gewichtung gelegt. Du merkst schon, ich komme fast ins Schwärmen, weil es ein idealtypisches Biotop für einen Marktforscher war.
Über die AGMA (Arbeitsgemeinschaft Mediaanalyse) wurden die Methoden sämtlicher Mediengattungen durchdiskutiert und so lange optimiert, bis alle Vertreter von Medien und Agenturen zustimmten. Das erlaubte uns einen Einblick in alle Gattungen und den vielzitierten Blick über den Tellerrand.
Wann und warum bist Du wieder nach Österreich zurück?
Durch die Veränderung der Medienlandschaft erhöhte sich der Budgetdruck und der Fokus der Mediaforschung veränderte sich. Nach einer Dekade war für mich auch die Zeit für eine neue Herausforderung gekommen, außerdem zog es mich zurück zu meinen österreichischen Wurzeln.
Vor Kurzem sind meine Familie und ich nach Salzburg Stadt gezogen, wo es uns sehr gut gefällt. Nun bin ich dem VMÖ auch wieder näher, dem ich schon lange verbunden bin. Insbesondere in meiner Zeit im Vorstand konnte ich viel lernen, und ich bin froh, dass der VMÖ in diesen für die Marktforschung herausfordernden Zeiten immer noch als Stütze dient und Orientierung gibt.
Wie geht es beruflich weiter?
Ich bin derzeit offen für eine neue Herausforderung. Als Vollblutmarktforscher interessiert mich nach wie vor die Generierung von Insights. Ich bin gerne in der MaFo-Abteilung eines Unternehmens, könnte mir aber auch durchaus einen Wechsel auf Institutsseite vorstellen.
Warum ist der VMÖ wichtig für die Branche…
Durch seine „natürliche Autorität, dank der der vielen hochkarätigen Mitglieder“ dient der VMÖ, die Seriosität und ethische Ansprüche in der Marktforschung zu wahren.
In Zeiten von allgemeinem Fachkräftemangel und Nachwuchsproblemen hilft der VMÖ durch Fachvorträge, Workshops oder Inititativen – einfach durch die öffentliche Sichtbarkeit, Marktforschung als Zunft im Bewusstsein der Gesellschaft zu halten.
Warum ist es sinnvoll als Markt- und Meinungsforscher:in Mitglied beim VMÖ zu sein…
Der VMÖ gibt Orientierung: Im fachlichen und politischen Sinn. Und der networking Aspekt ist freilich auch nicht zu unterschätzen, bei den diversen Versantlatungen bleibt immer genug zum Networken.