Die Ignoranz zu Beginn der Corona-Krise wurde schnell von Angst abgelöst. Unwissenheit und Unsicherheit auf politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene und unter der Bevölkerung führten zu einem selten beobachteten Schulterschluss zwischen den Akteuren und zu hohem Vertrauen in sie, das auf Hoffnung begründet war. Mit der Geduld verflog auch die alles dominierende Angst. Ärger und die Flucht aus gesundheitsbedingten Verordnungen stellten sich ein. Inzwischen polarisieren die Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit, der Wirtschaft und der Arbeit. Kritisiert werden widersprüchliche und nicht nachvollziehbare Maßnahmen, die kurze „Halbwertszeit“ medial vermittelter Informationen, überzogene und nicht immer zielgerichtete Wirtschaftshilfen, Fehler bei der Bestellung von Impfdosen, die Verfolgung parteipolitischer Interessen vor den Interessen der Bevölkerung und mehr.
Der Erfolg der Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit, Wirtschaft und Arbeit basiert auf der Kooperation seitens der Bevölkerung. Kooperation kann nur dann erwartet werden, wenn die Bevölkerung den Entscheidungstragenden vertraut und wenn die Effizienz und Effektivität der Maßnahmen glaubhaft ist. Zudem muss es leicht sein, sich so zu verhalten, wie es notwendig erscheint: z.B. Tests oder eine Schutzimpfung zu machen.
Um Kooperation aktuell und in Zukunft sicher zu stellen, sollten Entscheidungstragende folgende Gebote befolgen:
- Kommuniziere
- Rechtfertige Regeln und sei transparent
- Halte die Bürokratie „flach“
- Biete Services an
- Kontrolliere gezielt und bestrafe, wenn nötig
- Belohne Kooperation
- Stelle Kooperation als soziale Norm dar
- Beachte Framing-Effekte: Wie wird worüber gesprochen?
- Plane die Zukunft: Überlege alle möglichen Szenarien und plane entsprechende Maßnahmen, um Überraschungen zu vermeiden
- Beuge dem Rückschau-Fehler vor: im Nachhinein sind wir alle klüger
Referenten:
- Prof. Dr. Erich Kirchler: wirtschaftspsychologische Aspekte der Krise: gesellschaftliches Modell in der Interaktion – Staat, Organisationen und Menschen
- Prof. Dr. Barbara Kastlunger: Wissenschaft & Unternehmensseite: Veränderungen im Konsumverhalten – Beobachtungen und Trends aus der Praxis
- Prof. Dr. Dieter Scharitzer: Wissenschaft & Institut: Veränderungen innerhalb der Bevölkerung & Zukunftsaussichten